Wer Hermann Hesse mit 17 ad acta gelegt hat, der wird ihn wieder herausholen aus dem Regal, wenn er auswandert, um ihn für immer und ewig ins dunkle Lager zu verbannen. Doch bevor er in der Kiste verschwindet, der Gedichtband, wird noch einmal darin geblättert und dann wird der Auswanderer über die "Stufen" stolpern und er wird Hermann dafür danken, dass er all die Gründe, die ihn von der Isar an die Themse treiben, darin wiederfindet.
(...) Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen (...)
Und kaum hat der Auswanderer diese Worte inhaliert, wird er ausatmen und aufatmen und wieder wissen, wieso er diesen Schritt wagt. Wieso er zehn Jahren München den Rücken kehrt und dem Ruf der Insel folgt. Und so wird er den Abschiedsschmerz genießen und in Vorfreude auf das Heimweh und das Brandneue alle Erinnerungen noch einmal hervorholen, durchblättern, aussortieren, und diejenigen mit Bedeutung wird er zu kleinen Päckchen schnüren, um sie mitzunehmen.
Wie sie sich anfühlen werden, die Päckchen, wenn man sie herausholt in der Fremde, lieber Auswanderer, das gilt es noch herauszufinden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde...
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